Julia Miorin – Ausstellungsstipendiatin der Sparkasse Allgäu 2017


Objekt, wie ein Beistelltisch anmutend aus Holz und Latex, Ton in TonJulia Miorin: ohne Titel, 2017 © Julia Miorin

Gewürdigtes Werk

Julia Miorin (geb. 1989 in Memmingen) wohnhaft in Halle an der Saale wird für ihr Werk "ohne Titel, 2017" (Stahl, Lack, Holz, Latex, Schrauben) von der Jury mit dem Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu 2017 gewürdigt.

 


Die Begründung der Jury

Julia Miorins skulpturale Arbeit überzeugt durch das feine Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien, deren Texturen und Haptik im Werk dialektisch aufeinandertreffen und so Spannung erzeugen: Hart trifft auf Weich, Metall auf Stoff, Farbig auf Grau.

In vielen Fällen treffen in den Installationen subtile Referenzen an den menschlichen Körper auf maschinell wirkende Metallgerüste. In der ausgestellten Arbeit werden beispielweise hautfarbene Latextelemente in Holzschienen eingespannt, die auf einem gestrichenen Aluminiumgerüst lagern. Diese Assoziationen, die sich aus dieser Kombination entwickeln, sind vielfältig und changieren zwischen aggressiver Einzwängung und sinnlicher Körperlichkeit.

Die Jury spricht Miorin den Stipendiumspreis zu, um der jungen Künstlerin die Möglichkeit zu bieten, ihr vielgestaltiges skulpturales Werk einem breitem Publikum zu präsentieren.


Julia Miorin © Sophie Valentin

Julia Miorin über ihre Arbeit

„Die Arbeit "ohne Titel" (2017) entstand aus einem spontanen Materialimpuls. Die hautfarbene, selbst gegossene Latexfläche, die ich für die Arbeit zerschnitten, gefaltet und zwischen Buchenhölzern eingespannt habe, ist ein Überbleibsel aus einem längst vergangenen Arbeitsprozess, das ich seither in meinem Materialfundus aufbewahrt habe. Es gibt Dinge und Materialien, die ich bewusst nicht entsorge, obwohl sie Reste sind und auch wie solche aussehen. Ich spüre, dass sie noch nicht zu Ende gedacht sind, dass ihnen ein Potential innewohnt, welches freigelegt werden will. Meine Arbeitsweise hat sich in den letzten Jahren zu einem konzentrierten Beobachten und Auswählen entwickelt, zu einem Einfühlen in alltägliche Dinge, in seltsame Oberflächen, in altbekannte Formen und auf dieser Basis zu einem plastischen Weiterentwickeln, einem Hervorheben oder einem Verwandeln ihrer auf den ersten Blick verborgenen Qualitäten, ihrer poetischen Spielräume.

Die Arbeit kommt ganz beiläufig, fast leise daher. Sie ist Ton in Ton als wolle sich jedes Material im anderen tarnen. Sie ist nicht besonders ausladend, nicht besonders hoch. Das Format erinnert an einen kleinen Beistelltisch, an schlichtes Mobiliar. Die darauf liegenden Objekte lassen sich nicht genau zuordnen. Sie sind merkwürdig in ihrer Eigenständigkeit und entziehen sich jedem Versuch der Benennung.

Mich interessiert die Gratwanderung vom Üblichen zum Unüblichen. Das Beiläufige, das Häusliche, das Pragmatische und Funktionale auf der einen, das Unbehagliche, das Seltsame, das Körperliche oder gar Intime auf der anderen Seite. Im Atelier übersehe ich die Arbeit fast, beim zweiten Hinsehen muss ich schmunzeln, dann werde ich ernst.“ (Julia Miorin)


Ausstellung

08.–22.12.2018 ▪ Julia Miorin ▪ Instrumentarien