Begonia Crespo Vidal – Ausstellungsstipendiatin der Sparkasse Allgäu 2022


Begoña Crespo Vidal mit ihrer ausgezeichneten Arbeit © Foto Sienz

Gewürdigtes Werk

Begonia Crespo Vidal wurde für ihr Werk "Of course I still love you” (Steinzeug und Glasuren, 2x gebrannt) von der Jury mit dem Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu 2022 gewürdigt.

 


Begründung der Jury

"Aus keramischer Sicht ist das Werk sehr gut gemacht und technisch perfekt gearbeitet. Die keramische Schale wurde gedreht und die Oberfläche gekerbt. Die Einzelteile wurden ausgeformt, im lederharten Zustand zusammengesetzt und ein erstes Mal gebrannt. Dann wurde die Plastik mit Glasuren zurückhaltend farbig und harmonisch gestaltet und ein zweites Mal gebrannt. Die Jury erkennt die technische Könnerschaft der Künstlerin, weil es kaum Brandrisse gibt. Die unterschiedlichen Oberflächen, vom feinen Teeporzellan bis hin zu rauen Oberflächen, sind stimmig integriert. Bei aller organischen Gestaltung ist das Werk eine perfekte Plastik.

Das Keramik-Stillleben ist sehr erzählerisch und spricht ein breites Publikum an, weil man sehr viel sehen und entdecken kann. Die gezeigten Formen wurden aus der Natur entliehen: Blütenformen, ein Lotussamenstand, abgeformte Kieferknochen von einem Tier und Versatzstücke einer zerbrochenen Schale. Als plastisches Stillleben verweist die Keramik mit ihren Vanitassymbolen auf die Vergänglichkeit und deutet zugleich mit den Lotosblüten die Wiedergeburt an.

Im Zentrum des Arrangements sitzt sehr prominent ein Hase, der als Beuys-Hommage gesehen werden kann. Er schält sich dynamisch aus der Ansammlung der Objekte heraus. Im Kontext von Vergänglichkeit und Wiedergeburt erinnert er auch an den Friedenshasen von Beuys, der aus einer Kopie der Zarenkrone Iwans des Schrecklichen gegossen wurde.

Das Werk will nicht dekorativ sein, sondern stellt eine phantasievolle kompositorische Erfindung dar. In der Kombination der verschiedenen, dicht gefügten Objekte besitzt es im positiven Sinne eine spannende, vieldeutige Skurrilität.

Von einem Ausstellungsstipendium erwartet sich die Jury, dass die Künstlerin weiter experimentiert und an neuen Objekten arbeitet. Auch die Materialuntersuchungen, die sie an anderer Stelle gezeigt hat, findet die Jury spannend und hofft, dass die Künstlerin mit dem Raum der Kunsthalle arbeiten und etwas für ihn entwickeln wird."


Begonia Crespo Vidal über ihre Arbeit

"Eine nette, adrette Kleinplastik, in ästhetisch ansprechenden Farben, mit einem niedlichen Hasen – „Flauschig" würde Guido sagen. Und dieser romantische Titel –  Olala. Was hat sich die Jury bloß dabei gedacht? Oder hat sie nicht genau hingeschaut?

Der Hase steht inmitten von verwelktem Lotus, zwischen Trümmerteilen liegen Knochen, auf einer Halbkugel. An dieser sind Kratzspuren sichtbar. Aus Verzweiflung? Die Farben sind barock – die barocke Lust am Untergang ...

Ich stehe als Fremde in einer Welt, in der seit Jahren ständig Krisen ausgerufen werden. Das hatten wir uns sicherlich anders gedacht. Und mein überpersönlicher Anteil weigert sich mitzuspielen. Dieser Spielverderber!

Aber ich schweife ab – also zurück zum Hasen!

Der Hase hat eine lange Tradition in unserem Kulturkreis. Bei Römern und Griechen galt er als Symbol der Fruchtbarkeit, im Christlichen Glauben steht er für Lebenskraft und Auferstehung. Wie großartig!" (Begonia Crespo Vidal)


Ausstellung

Die Umsetzung erfolgt voraussichtlich im Herbst 2025.